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Bühnenbild - Mann mit blauer Cap steht im grünen Feld und steuert eine Drohne

Innovative Wirtschaft

Experimentierfelder erkunden die digitale Zukunft der Landwirtschaft

Die halbe Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Digitalisierung in diesem Bereich ist nicht nur ein Gewinn für Landwirtinnen und Landwirte, sondern bedeutsam für die ganze Gesellschaft. Die Bundesregierung bringt mithilfe von Experimentierfeldern digitale Ideen in die Praxis. Der Beirat Digitalstrategie hat sich am 20. Oktober 2023 mit ihren Fortschritten beschäftigt.

Warum muss die Landwirtschaft digitaler werden?

Zur Aussaat und zur Erntezeit sind sie in ländlichen Regionen unterwegs: imposante Maschinen, vollgepackt mit Computertechnik, die riesige Flächen bearbeiten. Schon heute nutzen viele Landwirtinnen und Landwirte Geräte, die noch vor wenigen Jahren undenkbar schienen. Mit Software, die hilft, Dünger punktgenau auszubringen. Oder Mähdrescher, die das Getreide teilautomatisiert einfahren. Auf den Bauernhöfen arbeiten Melkroboter und Programme, die die Fütterung der Tiere optimieren.

Doch das ist erst der Start. Die digitale Revolution in der Landwirtschaft beginnt gerade erst, intelligente Datennutzung und Automatisierung stehen noch ganz am Anfang. Immer mehr digitale Technologien bedeuten auch immer mehr Möglichkeiten, den Menschen zu entlasten und gleichzeitig umweltschonender und effizienter zu produzieren. Datenanalyse in der Cloud, Künstliche Intelligenz und Landmaschinen mit 5G-Mobilfunkverbindung: Diese digitalen Innovationen sind dringend nötig, damit immer weniger Fachkräfte bei fortschreitendem Klimawandel zuverlässig unsere Nahrung produzieren können.

Doch wie kommen die globalen Megatrends zu den mehr als 250.000 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland?

ebnen bundesweit den Weg von der Forschung in die landwirtschaftliche Praxis.

Was sind digitale Experimentierfelder und Zukunftsbetriebe?

Die digitalen Experimentierfelder in der Landwirtschaft sind Projekte, die als Pioniere auf ihrem Gebiet digitale Anwendungen testen. Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft erproben hier gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten Innovationen in der Praxis.

Hoch im Norden zum Beispiel berät das Experimentierfeld BeSt-SH interessierte Betriebe und stellt ihnen digitale Systeme zum Testen zur Verfügung. So können diese Betriebe ihre Mitarbeitenden entlasten, Arbeitszeit sparen und Vorbild für andere werden. Ganz im Süden, in Bayern, experimentiert das Projekt DigiMilch mit vernetzten Sensoren im Stall und an den Milchkühen – eine Überwachung des Tierwohls in Echtzeit.

Für diese Versuche stehen von den Jahren 2019 bis 2025 rund 70 Millionen Euro zur Verfügung. Die Förderung kommt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) unterstützt bei der Umsetzung. Darüber hinaus fördert das BMEL noch weitere Experimentierfelder als

. Diese sogenannten ZuZ konzentrieren sich auf digitale Ansätze in der Landwirtschaft sowie auf regionale Wertschöpfungsketten in ländlichen Räumen.

Wie weit fortgeschritten sind die Experimentierfelder?

Alle Experimentierfelder arbeiten Tag für Tag an Fortschritten in ihren Gebieten. Der Wissenstransfer in die Praxis findet vor Ort zwischen den Beteiligten statt, aber auch online, zum Beispiel über das Portal

.

Die Förderung der Experimentierfelder geht zurück auf das Zukunftsprogramm „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ des BMEL aus dem Jahr 2017. Die ersten sechs Felder starteten 2019, acht weitere erhielten 2020 ihre Förderbescheide. 2022 begann die Förderung der ZuZ, zudem wurden die digitalen Experimentierfelder verlängert.

Im April 2023 fand eine Konferenz statt, auf der sich Mitarbeitende der Experimentierfelder und der ZuZ gemeinsam mit interessierten Stakeholdern austauschten. Im Jahr 2024 könnte eine weitere Konferenz zum Wissenstransfer stattfinden, denn 2025 enden die Experimentierfelder mit der Abgabe der Abschlussberichte.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Experimentierfelder?

Landwirtinnen und Landwirte sind Unternehmer. Sie müssen täglich scharf kalkulieren, damit sie von ihrem Betrieb leben können. Die Einführung von Innovationen birgt für sie immer ein wirtschaftliches Risiko. Denn viele neue Entwicklungen haben sich noch nicht langfristig bewährt.

Der Wirtschaftlichkeitscheck im Agrarbereich ist kompromisslos: Landwirtinnen und Landwirte erwarten in der Regel ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis. Sie investieren nur dann Geld in neue Technik, wenn sie sicher sind, dass diese besser arbeitet als die bisherige. Der kritische Punkt für die Experimentierfelder ist also immer der Schritt aus dem Projekt in die Anwendung.

Zudem ist es schwierig, konkret zu evaluieren, welchen Einfluss das im Experimentierfeld gewonnene Wissen tatsächlich hat. Setzen beispielsweise mehr Betriebe digitale Sensoren ein, weil sie sich in einem Experimentierfeld bewährt haben? Dies wird sich nicht immer überprüfen lassen.

Was sagt der Beirat und wie reagiert das BMEL? 

  • Beirat sagt: „In vielerlei Hinsicht ist das Leuchtturmprojekt des BMEL vorbildlich aufgestellt. Besonders positiv hervorzuheben sind die Aktivitäten zum Wissenstransfer und zur Vernetzung der Akteure im Hinblick auf die geförderten digitalen Technologien der 14 Experimentierfelder. Mit bisher mehr als 2,6 Millionen Aufrufen im Jahr 2023 auf den Webseiten der Experimentierfelder sind diese zu einer wichtigen Wissensquelle für Landwirtinnen und Landwirte geworden.“ 

    Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) antwortet: „Um den Bedarfen der praktischen Landwirtschaft bestmöglich entsprechen zu können, haben wir auch weiterhin sowohl die Forschung und Erprobung digitaler Techniken aber auch den Wissenstransfer in die Praxis im Fokus. Die positive Rückmeldung des Beirats bestärkt uns in den Schwerpunktsetzungen unserer Aktivtäten. Auch aus diesem Grund wurden weitere Experimentierfelder als Zukunftsbetriebe und Zukunftsregionen eingerichtet sowie eine neue Richtlinie zur Förderung von ‚Experimentierfeldern zur Digitalisierung und KI in der Landwirtschaft‘ veröffentlicht.“ 

  • Beirat sagt: „Das Projekt beinhaltet mehr als 400 Demonstrationstechnologien und mehr als 40 Prototypen. Damit diese weiter reifen und sich in mehr Betriebe verbreiten, empfiehlt der Beirat weitere fallbezogene fördernde Maßnahmen zu prüfen. So kann der Transfer in andersartige Betriebe oder die Integration der Prototypen in bestehende Produktumgebungen gelingen. Der Beirat regt auch eine Verknüpfung mit bestehenden Förderinstrumenten an, zum Beispiel mit der hauseigenen Markteinführungs- oder Startup-Förderung.“ 

    BMEL antwortet: „Die Verbreitung der digitalen Techniken in der Praxis ist ein wichtiges Anliegen des BMEL und wird intensiv unterstützt. Um die digitalen Techniken weiter zu verbreiten, binden wir starke Partner aus der Wirtschaft bzw. Landwirtschaft frühzeitig mit ein, sodass Innovationen ihren Weg in die Praxis finden können. Da eine Vielzahl der Projekte alle Erkenntnisse veröffentlichen und den Wissenstransfer als ein Hauptthema innehaben, können landwirtschaftliche Praxis, die Wirtschaft und die Allgemeinheit von den Forschungsprojekten direkt profitieren.“ 

  • Beirat sagt: „Für die nachhaltige Digitalisierung in der Landwirtschaft sowie die Daseinsvorsorge ländlicher Räume sollte die Perspektive ländlicher Räume auch bei anderen Leuchtturmprojekten und Maßnahmen der Digitalstrategie berücksichtigt werden. Eine Intensivierung des Wissenstransfers zwischen den verschiedenen Leuchtturmprojekten der Ressorts, die Bezüge zueinander haben, erscheint hier sinnvoll, um die räumlichen Dimensionen der Digitalisierung mitzudenken. Grundlegende Voraussetzung bleibt aber die digitale Anbindung und der Infrastrukturausbau in den ländlichen Räumen.“ 

    BMEL antwortet: „Bei der Zukunftssicherung der ländlichen Räume spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Umso wichtiger ist es, für die entsprechende Infrastruktur zu sorgen. Wir beteiligen uns deshalb aktiv an der Umsetzung der Gigabitstrategie der Bundesregierung und setzen uns dafür ein, im Rahmen der Gigabitförderung die ländlichen Räume besonders in den Blick zu nehmen. Daneben setzen wir uns mit

    im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) für die Digitalisierung ländlicher Kommunen ein. Der dort entwickelte Marktplatz soll digitale Dienste für alle Landkreise anbieten. Die Förderung von Smart Regions ist der Beitrag zu einem Smarten Land aus Smart Cities und Smart Regions.“