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Das Interesse an Kultur ist groß – und das Angebot auch. Der Datenraum Kultur will für den begonnenen digitalen Wandel dieses Sektors eine technologische Basis anbieten. Am 17.11.2023 schaute sich der Beirat Digitalstrategie die Fortschritte an.
Warum braucht die Kulturszene einen digitalen Datenraum?
Sie betreiben ein Theater, wollen Ihre Spielpläne leicht ins Stadtmagazin bringen und nicht erst Excel-Tabellen ausfüllen? Sie leiten ein Museum und möchten Ihr digitalisiertes Gemälde von Caspar David Friedrich für weitere Museen überregional nutzbar machen? Nichts leichter als das: Im zukünftigen Datenraum Kultur liegen alle notwendigen Informationen und digitale Abbildungen des Gemäldes inklusive der Nutzungsbedingungen bereit. Dies ist insbesondere für die künstlerische und kreative Nutzung im professionellen Bereich wichtig und schafft neue Anwendungsmöglichkeiten. Am Ende der Kette haben es Nutzerinnen und Nutzer leichter: Das Museums- und Theaterangebot wird digitaler und breiter zugänglich. Kulturschaffende können über den Datenraum ihre digitalen Geschäftsmodelle verbessern.
Der Datenraum Kultur überwindet abgegrenzte Insellösungen und stärkt Vernetzung: Er ermöglicht der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft den souveränen Austausch von Daten und somit die Erschließung innovativer Konzepte, neuer Inhalte und kreativer Geschäftsmodelle. Der Datenraum Kultur wird die Infrastruktur zur Verfügung stellen, damit Besitzende und Nutzende (B2B) sich in einer vertrauensvollen Umgebung zusammenfinden und rechtlich gesichert eine Geschäftsbeziehung eingehen können.
Die Bundesregierung fördert deshalb den Aufbau eines Datenraums Kultur.
Was soll im Datenraum Kultur stattfinden?
Die Bundesregierung schafft mit dem Datenraum ein Technologieangebot an die Besitzenden und Nutzenden von Daten im Kulturbereich. Besitzerinnen und Besitzer der Daten können zum Beispiel Theater sein, die ihre Spielpläne unkompliziert und automatisiert Stadtmagazinen und anderen Nutzende anbieten wollen. Für die 14 Millionen regelmäßig musizierenden Menschen in Deutschland ermöglicht der Datenraum eine Vernetzung: Sie können miteinander online musizieren in Echtzeit und weiteren Tools nutzen wie beispielsweise Noten, Playlisten und inhaltlich passende Veranstaltungsangebote. Die vier aktuell installierten Use Cases geben dem Datenraum Kultur ein Gesicht und belegen die Machbarkeit:
Vernetzte Kulturplattformen: OWL Live aus Ostwestfalen-Lippe vernetzt sich mit weiteren regionalen Kulturplattformen. Gemeinsam wollen sie länderübergreifend personalisierte und situationsangepasste Veranstaltungsinformationen anbieten.
Smarte Museumsdienste: Anlässlich der Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle entsteht eine digitale Anwendung mit multimedialen Angeboten rund um das Werk des Malers, welche im Hintergrund über den Datenraum ihre Inhalte direkt aus den Systemen der beteiligten Museen bezieht.
Maßgeschneiderte Theaterangebote: Dieses Projekt entwickelt Standards für maschinenlesbare Theaterspielpläne. Das wiederum ist die Grundlage dafür, dass eines Tages die Daten aller 1.000 Theater, Orchester, Festivals und Gastspielhäuser als B2B-Angebot online abrufbar sein werden.
Musik lernen für jeden leicht gemacht: Ein Beispiel für eine Verbesserung des Musikschulunterrichts – Musiklehrerinnen und -lehrer sollen digital mit Schülerinnen und Schülern für den Unterricht zusammenkommen, überregional in ganz Deutschland.
Diese ersten Anwendungsfälle haben bereits große Resonanz in der Kulturbranche ausgelöst. Weitere werden folgen.
Wie soll sich der Datenraum Kultur entwickeln?
Die Projektträger erarbeiten gegenwärtig mit Kultureinrichtungen, Ländern und Kommunen sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft intensiv Instrumente, um den Datenraum auszuweiten. Wie kann der Datenraum interessant gemacht werden, um weitere Partner zu gewinnen? Das ist eine der Hauptfragen der aktuellen Phase. Im nächsten Schritt geht es darum, niederschwellige Anschlüsse an den Datenraum Kultur bereitzustellen, um aus diesen zu lernen und das Produkt zu optimieren.
Als Vorbild des Datenraums Kultur dient ein Datenraum aus einem anderen Lebensbereich: der Mobility Data Space als Teil des Ökosystems Mobilitätsdaten. Auch dieses Projekt ist ein Leuchtturmprojekt der Digitalstrategie Deutschland.
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, das Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik FIT und die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg arbeiten gemeinsam mit Anwendungspartnerinnen und -partnern am Gelingen des Datenraums Kultur. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) fördert das Projekt. Für die Umsetzung gibt es einen Steuerkreis mit Mitgliedern aus Ländern und Kommunen, Kultur- und Kreativverbänden, Kulturstiftungen des Bundes und der Länder, sowie Vertretern aus dem Bundesdigital- und dem Bundeswirtschaftsministerium. Zudem gibt es einen Beirat, Stakeholder-Dialoge und einen wissenschaftlich-technischen Ausschuss.
Wie weit fortgeschritten ist der Aufbau des Datenraums Kultur?
Das Projekt findet zunehmend Akzeptanz im Kultursektor. Es fanden bereits zehn öffentliche Stakeholder-Dialoge, drei Fachcommunity-Treffen sowie Workshops mit verschiedenen Kommunen und Ländern statt. Die Beteiligung steht allen Interessierten über diese Foren offen.
Die oben genannten beispielhaften Anwendungen sind auf dem Weg: Mit dem Deutschen Bühnenverein hat das Projekt eine Strategie zur Einführung maschinenlesbarer Spielpläne erarbeitet. Die erste fertige Anwendung werden die „Smarten Museumsdienste“ sein – begleitend zur Caspar-David-Friedrich-Ausstellung. Unter cdfriedrich.de sind bereits erste Ergebnisse online verfügbar. Auch die „Smarten Musikdienste“ sind bereits an den Start gegangen. Auf musiq.network können sich alle, die von Anfang an dabei sein wollen, registrieren und Informationen anfordern. Wissenschaftlich und technisch erweitert der Datenraum Kultur einige Konzepte und Technologien aus dem Mobility Data Space, um kulturspezifische Anforderungen umzusetzen.
Vor welchen Herausforderungen steht der Datenraum Kultur?
Die Kulturszene ist vielfältig, aber zugleich auch kleinteilig strukturiert. Das Angebot des Datenraums muss diesen Strukturen Rechnung tragen und insbesondere benutzerfreundliche Techniken entwickeln, um Einrichtungen den Anschluss an den Datenraum zu erleichtern.
Der Bund setzt das Ganze aufs Gleis und gibt eine Anschubfinanzierung. Jetzt geht es darum, bereits zum Start der neuen Infrastruktur viele Teilnehmende zu gewinnen und ein attraktives Serviceangebot zu schaffen. Gegenwärtig wird ein nachhaltiges Betriebsmodell für die Datenraum-Infrastruktur entwickelt.